Lernen von Meinungsverschiedenheiten

Learn how to learn from those you disagree or even offend you. See if you can find the truth in what they believe.

Das ist ein Satz aus dem wunderbaren Buch „Excellent Advice for Living“ von Kevin Kelly. Ich werde das Buch später mal genauer besprechen, aber zunächst habe ich mir vorgenommen, die vielen weisen Vignetten aus dem Buch als Impulse zum Weiterdenken und Weiterschreiben zu nehmen. Außerdem will ich, in Anlehnung an meinen Beitrag „Menschsein (01): Schreibschrift üben“ einen Großteil meiner Notizen in „Langform“ per Hand schreiben. Dazu benutze ich Goodnotes auf meinem iPad, konvertiere das Handgeschriebene in Text und veröffentliche es so wie ich es geschrieben haben (okay, groben Schwachsinn streiche ich schon heraus, aber ansonsten lasse ich es. Die Texte sind ja sehr langsam per Hand entstanden). Den ersten, handgeschriebenen Absatz findest du hier.

Dann starte ich mal durch. Zunächst versuche ich mich mit einer Übersetzung des Textes. Auch das könnte ChatGPT besser als ich. Aber ich will es bewusst selbst übersetzen, um diesen Muskel über die Zeit nicht komplett zu vernachlässigen.

Lerne von jenen zu lernen, die eine unterschiedliche Meinung haben oder dich sogar beleidigen. Versuche die Wahrheit zu ergründen, an die sie glauben.

Nicht immer fällt es leicht, mit Menschen umzugehen, die eine andere Meinung haben. Zunächst ist das einfach lästig, es bremst herunter. Der andere Mensch hält an einer Meinung fest, die konträr zu meinen Ansichten ist. Wir kommen nicht weiter, wie erhofft, und das nervt. Es gibt doch so viel Wichtigeres. Zumindest für mich. Aber eben nicht für den Menschen mit einer anderen Meinung. Für ihn ist es jetzt so wichtig, dass es nun nicht weitergeht.

Mit Meinungsverschiedenheiten muss man umgehen können. Natürlich könnte ich nun abwiegeln, alles als puren Blödsinn abtun, die Meinungsäußerung ignorieren und einfach weitermachen. Das ist aber eine sehr kurzfristige und kurzsichtige Lösung, denn damit drücke ich es nur weg, aber sie kommt garantiert dann wieder hoch, wenn wir es noch weniger gebrauchen können - und dann doppelt so heftig.

Wir müssen also lernen, mit den Meinungen anderer umgehen zu können; nicht nur um Meinungsverschiedenheiten frühzeitig auszuräumen, sondern um unseren inneren Widerstand so umzuleiten, dass wir daraus etwas lernen. Dabei geht es nicht nur darum, die Argumentation und die Fakten in meine eigene Gedankenwelt einzuordnen und abzuwägen - das ist oft auf die Schnelle auch gar nicht möglich - sondern einfach für mich anzunehmen und zu sehen, dass wir alle unterschiedlich sind und jeder seine eigene Meinung und Wahrheit haben darf. Der erste Schritt ist also nicht, gleich Gegendruck aufzubauen, sondern Ruhe zu bewahren, es nicht als Angriff auf deine Allerheiligkeit empfinden, sondern es als gute Gelegenheit nutzen, deine eigenen Wahrheiten und Meinungen auf den Prüfstand zu stellen. Das hilft uns gleich doppelt: Wir arbeiten an unserer Offenheit gegenüber anderen Menschen und lösen alte Gedankenkrusten auf, die uns schwerfällig und inflexibel machen.

Das Schlüsselwort hier ist also “Lernen”. Denn wenn ich offen bleibe und nicht gleich alles abblocke, dann lerne ich, souveräner mit Meinungsverschiedenheiten umzugehen. Ich kann dann ruhig sagen: “Ich habe da eine andere Meinung, aber erzähle mal.” Dann einfach zuhören und weiter sprechen lassen. Zuhören, nicht versuchen zu konvertieren, wie ich das früher gemacht hätte. So gut es geht respektieren und immer daran denken: “Jeder Jeck ist anders”, wie man im Rheinland sagt.