Künstliche Intelligenz macht mir Angst

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Bei allem Enthusiasmus und Aufbruchstimmung muss ich eins sagen: Künstliche Intelligenz macht mir Angst – nicht, weil ich zur Oldschool gehöre und generell alles verteufle, was mit Veränderung zu tun hat. Ganz im Gegenteil. Schließlich war ich in den letzten 30 Jahren an allen technischen Veränderungen sehr nah dran.

Ich habe über technische Veränderungen geschrieben, sie gefeiert, kommentiert und auch kritisch beobachtet. Aber meistens war ich der Meinung, dass man die Veränderung, den Wechsel sowieso nicht aufhalten kann. Und so ist es auch bei der künstlichen Intelligenz. Doch gerade das macht mir Angst, weil sie auf so vielen Ebenen so wuchtig und schnell alles bedroht, was uns Menschen wichtig sein sollte.

Nach einem halben Jahr intensiver Beschäftigung mit AI merke ich, wie tiefgreifend die Veränderungen sind. Und ich spüre an mir selbst, dass mich das total stresst. Es ist zu viel zu lernen, zu verstehen und zu üben. Die Maschine nimmt uns so viel ab und fügt noch mehr hinzu, so viele Möglichkeiten, es besser zu machen. Ich komme nicht mehr mit.

Täglich überlege ich mir, wie ich mich als Autor verhalte. Ob ich mit dem Sog schwimmen möchte oder seitlich herausgehen und etwas komplett Anderes machen soll.

Ich bin mir sicher, dass in einem Jahr mindestens die Hälfte aller Inhalte im Web zumindest teilweise mit generativer künstlicher Intelligenz erstellt wurde. Es wird so viel mehr Inhalte geben. Wer soll das alles lesen? Wohin soll das führen? Interessiert sich noch jemand für “Handgemachtes” und “Selbstgedachtes”?

Ich sehe mich eigentlich nur bestärkt in meinem Weg, mich von den puren Inhalten wegzubewegen, hin zu Menschen. Maschinen werden immer schneller und besser, nur wir Menschen entwickeln uns nicht so schnell. Menschen brauchen Menschen. Aber die Maschinen brauchen uns nicht. Dafür können wir bald nicht mehr ohne die Maschinen. Sie werden nicht übernehmen, wir werden aber immer abhängiger.

Noch schlimmer: Es gibt keine Überraschungen mehr, das Lebenswerte verblasst. Denn wenn wir auf alles eine Antwort bekommen und das komplette Wissen verfügbar ist, ohne dass wir mühsam danach suchen müssen, hebt es das Spannungsfeld zwischen der Unverfügbarkeit und der Verfügbarkeit auf. Es wird langweilig. Wir werden immer fauler, bequemer, berechen- und programmierbarer.

Wir werden benebelter, schon bald werden wir auf Autopilot umschalten und der Maschine vertrauen, unser Hirn freiwillig übergeben. Für nichts. Wir werden die ausgegebenen Inhalte nicht mehr hinterfragen, nicht mehr selbst denken. Einfach damit aufhören. Wir werden nicht im Nebel stochern, sondern im ewigen Eis unserer Gedanken erstarren. Und das macht mir Angst.