Warum Philips SpeechLive doch kein Dragon-Killer ist

Ich will so viel Zeit wie möglich in Bewegung erledigen. Deswegen suche ich schon seit längerer Zeit nach den besten Workflows, um so viel wie möglich klein und mobil zu erledigen. Vieles geht schon, aber was mich aber noch immer an meinem Desktop fesselt – oder sagen wir lieber, wozu ich noch einen größeren Rechner brauche — ist die Übertragung meiner in Bewegung gesprochenen Texte. Die Transkription funktioniert ja nur mit DragonDictate.

Ich habe schon mit verschiedenen anderen Lösungen gearbeitet, zum Beispiel mit Dragon Anywhere. Schon zweimal habe ich ein Monatsabonnement gekauft, war aber aus verschiedenen Gründen nicht glücklich damit. Ein Grund: Um es zu benutzen, muss ich immer online sein, denn Dragon Anywhere setzt die Transkription in Echtzeit um. Und muss es ständig zum Dragon-Server funken.

Warum suche ich immer wieder nach Alternative zu Dragon? Weil Nuance bei jeder neuen Version richtig abkassiert und weil die Software auch in der aktuellsten Version noch immer nicht richtig glatt läuft. Buggy Dragon, buggy.

Kurzum: Ich traue einfach einer App nicht, die dann irgendwo in meiner Hosentasche im Handy sitzt. mir zuhört und alles auf den Server in den USA schickt. Da vertraue ich lieber meinem guten alten Tascam-Recorder. Denn stellen Sie sich vor, Sie diktieren 2 Stunden lang und haben viele gute Ideen und aus irgendeinem Grund funktioniert die Übertragung zum Server nicht (genau das ist passiert, lesen Sie einfach weiter).

Ich würde Dragon Anywhere sofort wieder benutzen, wenn ich mit der App einfach offline etwas aufnehmen und dann zu Hause über das WLAN per Knopfdruck das gesprochene in Text umwandeln könnte. Das geht aber nicht.

Genau das verspricht Philips mit seinem SpeechLive-Dienst. Meine ersten Tests waren sehr positiv. Zwar muss man das Diktat mit der eigenen App aufnehmen, kann aber so lange sprechen wie man will. Gespeichert wird eine Audiodatei. Das Abgespeicherte lässt sich dann entweder Mobil sofort zum Server übertragen oder eben erst, wenn man im eigenen WLAN sitzt.

Aber Achtung: Da hier die Dateien nicht als MP3, sondern unkomprimiert im WAV Format übertragen werden, kann das Datenvolumen beachtlich sein. Soweit so gut. Ich habe mich also für einen Testmonat entschieden. Die ersten Versuche waren sehr interessant. Ich glaube, dass Philips auch die Spracherkennung von Nuance (also vom DragonDictate) benutzt.

Wie funktioniert also Phillips Speechlive? Sie diktieren etwas, schieben es hoch auf die Cloud und bekommen dann innerhalb von kürzester Zeit (bei mir waren es so zwischen ein bis 2 Minuten) eine E-Mail mit einem Anhang. Der Anhang ist ein RTF oder ein Textdokument. Also ideal. Man kann das auch gleich in verschiedenen Sprachen transkribieren lassen.

Insgesamt war die Transkriptionsqualität sehr gut. Also ein Gewinner? Für einen solchen Service würde ich gerne bezahlen.

Natürlich habe ich das am Anfang nur mit ganz kurzen Dingen ausprobiert. Vor ein paar Tagen war ich dann anderthalb Stunden unterwegs und habe einige Dinge diktiert. Zuhause wollte ich das dann auf den Server übertragen. Ging aber nicht. Ich bekam immer eine Meldung, dass das Dokument nicht übertragen werden konnte. Ärgerlich.

Zumindest hätte ich mir mit der App noch einmal alles anhören können. Also habe ich dem Kundendienst in Berlin eine E-Mail geschrieben und gefragt, warum dieser transkribiert der Text nicht hochgeladen werden konnte. Ich bekam nie eine Antwort (auch Wochen später nicht).

Aber dann: Als ich mir die Website noch einmal ganz genau angeschaut hatte, wurde mir schnell klar, woran das wohl liegt. Philips SpeechLive hat einen etwas anderen Dreh. Schließlich können Sie die diktierten Dateien nicht nur von automatischen Systemen übersetzt, sondern in vorher festgelegten Workflows auch an die eigenen Assistenten oder professionelle Schreibdienste geschickt werden. Die Basisversion erlaubt, monatlich etwa 10 Stunden Audiomaterial hochzuladen.

Audiomaterial — und ich dachte, dass diese 10 Stunden automatisch transkribiert werden. Stimmt aber gar nicht. In der Basisversion werden nur 10 Minuten akzeptiert. Und das für zehn Euro im Monat? Ich hatte also versucht eine 1,5 stundenlange Datei zu transkribieren. Ging natürlich nicht.

Zum Glück konnte ich die schon vorhandene Audiodatei auf einen meiner cloud in Dropbox kopieren und habe es mit DragonDictate transkribieren lassen. Das war eigentlich nicht Sinn der Übung. Aber es hat mir gezeigt, dass SpeechLive doch nicht so richtig funktioniert.

Sollte ich also weit entfernt von meinem Desktop Computer sein, dann muss ich mich einfach gedulden, bis ich alles in einem Rutsch in Dragon Dictate einlesen kann — oder ich muss mir eine andere Strategie zulegen, um doch noch Dragon Anywhere zum Laufen zu bekommen.

Eine sicherlich sehr interessante Alternative wäre es, Amazon Transcribe zu benutzen. Das funktioniert allerdings bisher nur in der englischen Version. Ich hatte ja schon in diesem Video gezeigt, wie das mit der Vorversion geht. Die Suche geht also weiter.