Nicht-Selbsthilfe: Wie weniger Selbstoptimierung zum Glück führen kann

Das Problem bei der Selbsthilfe, dem sogenannten Self-Help, besteht darin, dass man ständig das Gefühl hat, sich verbessern zu müssen. Weil man die ganze Zeit darauf aus ist, sich zu verbessern, übersieht man, was man bereits gut kann. Denn natürlich gibt es immer Möglichkeiten, Dinge besser zu machen.

Wenn man allerdings einmal in diesen Strudel gerät und es zur Gewohnheit wird, sich ständig verbessern zu wollen, ist man nie glücklich. Man lebt ständig unter Druck, etwas zu verbessern, und jeder nächste Schritt wird schwieriger und mühsamer.

Am Anfang mag es einfacher sein, sich zu verbessern. Ich gehe davon aus, dass du bereits weit in deiner Selbstoptimierung fortgeschritten bist. Wäre es nicht besser, einfach alles, was du hast, zu nutzen, anstatt noch mehr hinzuzufügen?Wie wäre es also, wenn du für das nächste halbe Jahr einfach einen Vertrag mit dir selbst schließen würdest, in dem du eine Art Nicht-Selbsthilfe-Pakt eingehst?

Du würdest in all deinen Fähigkeiten und Tugenden immer tiefer gehen und besser werden. Wie würde sich das auswirken? Wärst du dann zufriedener und glücklicher, würde das auch dein Umfeld merken? Ich glaube schon. Deshalb plädiere ich für das geplante Nichtstun. Denn: Überleben ist in Ordnung.

Überhaupt, wohin soll das alles führen, hier in deinem Leben? Welche Investitionen in dein Humankapital haben bisher wirklich einen spürbaren Gewinn erzielt? Bei welcher Investition kannst du dir selbst Dividenden auszahlen? Hättest du stattdessen auch etwas anderes machen können, oder sollen?

Und wie sehen die Dividenden aus deinem Humankapital aus? Ist es für dich Geld oder Freundschaften mit spannenden Menschen, die dir Wärme geben und dich so akzeptieren, wie du bist?

In Zeiten künstlicher Intelligenz könnte sich das Humankapital verändern. “Human-Kapital” bedeutet dann nicht “Karriere”, sondern “ein besserer Mensch sein”. Dazu müssten wir aber erst einmal definieren, was ein besserer Mensch ist und wer das eigentlich bewertet. Aber das ist ein Gedanke für einen anderen Tag.