Konstruktive Demut zeigen

Viele Kreativschaffende kennen dieses Gefühl der inneren Unsicherheit: Du arbeitest an einem Text, einer Grafik oder einem Video und kommst dabei an Deine eigenen Grenzen. Irgendwann muss das Werk fertig werden, aber Du bist Dir nicht sicher, wann der richtige Zeitpunkt dafür ist. Du traust Dich nicht und hast Angst davor, dass Dein Stück für zu leicht oder schlichtweg uninteressant befunden wird. Und die Zeit und Herzblut, das Du hineingesteckt hast, werden sofort entwertet.

Leider passiert das viel zu oft – auch bei mir. Ich habe so viele Videos produziert, die ich dann doch nicht veröffentlicht habe, weil ich nicht mehr zufrieden damit war. Mit zunehmenden Alter löse ich mich endlich vom „Imposture Syndrome“, das besagt, dass man alles nur vortäuscht und eigentlich jeden Moment als Leichtmatrose entlarvt wird.

Wann traust Du Dich?

Meine „digitalen Notizen“ sind letztlich ein Ausdruck meiner kreativen Katharsis. Ich schreibe, was mich gerade interessiert und ich veröffentliche bewusst mehr als ich das bisher getan habe. Das sollen doch die Lesenden selbst entscheiden, ob sie weiterlesen oder weitersurfen. Dieser Blog ist nicht SEO-optimiert und fischt nicht nach „Eyeballs“, es ist ein Web-Log im klassischen Sinne.

Was hat das alles mit der Überschrift „Konstruktive Demut“ zu tun? Für mich ist es das Gegenmittel zum Imposture Syndrome. Denn in diesem Zustand bin ich eher paralysiert, ich stecke fest und grabe mich immer tiefer ein. Wer demütig ist, begreift, dass man es mit etwas Größerem zu tun hat.

You cannot stop the waves - but you can learn to surf!

Ein Beispiel: Ich habe kürzlich mit dem Surfen angefallen. Die erste Zeit geht es nur ums Fallen und auf das Wiederaufsteigen. Immer wieder und nicht ärgern. Das Ego darf hier nicht übernehmen, sonst ist es vorbei und ich sitze im Fish and Chips-Laden am Strand. Stattdessen lernt man Demut und erkennt von Fall zu Fall die eigenen Stärken und Schwächen, schaut anerkennend auf die anderen Surfer im Wasser, die das Element beherrschen und lernt immer weiter. Für mich ist das konstruktive Demut.

Wenn ich das nun auf das Schreiben übertrage, dann ist das konstruktive Element besonders wichtig: Wenn Du etwas nicht veröffentlichen willst, weil es noch nicht hundertprozentig perfekt ist (was niemand einschätzen kann außer Du selbst), dann frage Dich doch beim nächsten Mal, was denn noch fehlt. Und falls etwas fehlt: Wer wird es merken (und ist das wirklich wichtig)? Schließlich hast Du schon viel mehr Denkzeit hineingesteckt und Du kannst entscheiden, ob Du die Bewertungen von anderen Menschen annehmen willst oder nicht. Wichtig ist, dass Du Dich und Deine Arbeit zeigst, dass Du die Vereinbarungen mit Dir selbst einhältst und immer weiter machst.