Mit goldenen Brotkrumen zum Werbeerfolg im Internet

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Das war eines meiner ersten Interviews mit einem Startup-Boss. Ich bin über die Bay Bridge von San Francisco raus nach Berkeley gefahren und habe Nat Goldhaber meine Visitenkarte gegeben. Die Visitenkarte hatte ich noch am Vortag an einem Automaten am Bahnhof gedruckt. Auf der Karte stand: “German Trend Scout”. Genau so habe ich mich gesehen: weniger als Journalist, sondern als jemand, der immer weit vorne ist und darüber schreibt. Nat schaute sich die Karte etwas erstaunt und auch leicht belustigt an. Erst jetzt verstehe ich, warum er so skeptisch wirkte. Vor ihm saß ein 26-jähriger junger Typ, offensichtlich ziemlich frisch “off the boat“.

Mit den Brotkrumen hatte Goldhaber wenig goldene Zeiten, aber auch hierin steckten Gedanken, die später aufgegriffen wurden. Und immerhin haben wir ja jetzt eine Cyberwährung, den Bitcoin (zumindest im Jahr 2015 gab es den). Auch hier – und das werden Sie auf den nächsten Seiten immer wieder merken – äußert sich ein Marktforscher mit einem unglaublichen Marktpotenzial für die nächsten fünf Jahre. Der Blick in die Zukunft ist halt doch nicht so einfach und am Ende ist man immer klüger.

Geht es nach Nat Goldhaber, Gründer der kalifornischen Firma CyberGold, steuert das Internet einer goldenen Zukunft entgegen – im wahrsten Sinne des Wortes. Der ehemalige Geschäftsführer von KaleidaLabs, dem ehemaligen Multimedia-Jointventure von Apple und IBM, glaubt ganz fest an eine neue Währung im Internet, das CyberGold-Stück.

Im Gegensatz zu den statischen bunten Werbebildchen im Web, den sogenannten Bannern, möchte CyberGold die Benutzer für das Anklicken belohnen: Die im Werbebanner eingeflochtene goldene Münze signalisiert, dass hier Geld verdient werden kann.

Dementsprechend auch die Philosophie: Verdiene das Geld hier, gib es und mehr am besten hier wieder aus und komme wieder. Wurde nach Eingabe eines Benutzerprofils auf dem CyberGold-Rechner im Internet (www.cybergold.com) erst einmal die Schürfrechte für das “virtuelle Klondike” eingeholt, können Surfer auf die Goldjagd im Netz gehen.

Wer klickt, bekommt Geld

Um zwischen 50 Cents und 2 Dollar oder mehr zu verdienen, reicht es jedoch nicht, nur auf die Werbefläche zu klicken, es müssen zusätzlich noch zwei wenig Intelligenz erfordernde Autosuggestivfragen beantwortet werden.

Die so erarbeitete Belohnung zahlt CyberGold in CyberCash, der offiziellen Währung im Internet, aus; die Goldstücke können allerdings auch an wohltätige Organisationen oder auf das eigene Bankkonto überwiesen werden.

50.000 schürfen schon nach Gold

Etwa 50.000-60.000 Cybergoldschürfer sind bereits im Web unterwegs. Laut Goldhaber verdoppelt sich die Anzahl der registrierten Benutzer monatlich. “Wir bekommen etwa alle 10 Sekunden ein neues Mitglied”, freut sich Goldhaber. Eher spärlich dagegen ist momentan die “virtuelle Goldmine”: Etwa 40 Banner warten auf Beachtung, innerhalb eines Jahres möchte CyberGold 100 Firmen auf den Weg nach Web-Klondike bringen.

Erste Feldversuche, die das “Anklickverhalten” der schon in frühester Kindheit mit Werbebotschaften infiltrierten amerikanischen Web-User zum Gegenstand hatten, verliefen vielversprechend: So wurde das Goldstück auf der Time Warner Pathfinder-Seite im Internet 13 mal öfter als konventionelle Banner angeklickt. “Firmen wollen, dass den Werbebannern mehr Beachtung gezollt werden; damit die Benutzer die Banner beachten, geben wir ihnen Geld“, bringt Goldhaber die Philosophie auf einen Punkt.

Alle wollen ein Stück vom großen Werbekuchen

Peter Storck, Analyst bei Jupiter Communications in New York, sieht ein großes Potential für die interaktiven Werbebanner: “Während dieses Jahr etwa 300 Mio.US Dollar für Online-Werbung ausgegeben wird, werden es fünf Jahre später 7,7 Billionen US Dollar sein. Gleichzeitig wird der Einsatz von statischen Werbebannern von 80 Prozent auf 50 Prozent zurückgehen. Die anderen 50 Prozent des Werbebudgets werden für Sponsorships und andere interaktiven Online-Werbemittel ausgegeben.“

Und schon kommen andere Firmen mit ähnlichen Technologien: “Big Bang” aus San Francisco möchte Websurfern nach dem Anklicken eines Werbebanners zwar nur 6 Cent überweisen, doch lässt sich die Belohnung auch in Flugmeilen auszahlen.